Freitag, 1. Dezember 2006
(Wolf Wondratschek, in einem Gespräch mit Alexander Kluge.*)

Im selben Gespräch hat er Nabokov zitiert und behauptet, daß gegen die Barbarei und die Banalität der Geschichte und des Lebens nur eines helfe: Stil.

Ich weiß nicht, ob dieser Satz noch verständlich ist. Denn wo Stil drauf steht, ist längst Barbarei und Banalität drin. Stilbildend ist eine erstaunliche Propaganda der Stärke, der Pflicht zum großen Selbst. Die Namen der einschlägigen Serien und Drucksachen, der Organe der emotionalen Infantilisierung, muß ich nicht nennen.

Das alles wäre furchtbar uninteressant, wenn es sich nicht so aufdrängen würde, wenn es nicht von überallher einsickerte in Gespräche und Leben, wenn man sich nicht immer selbst ertappen müsste.

Irgendwo in den Lifestylegewittern leuchtet er trotzdem hin und wieder, immer noch: Der Abglanz von Seele. Stil, trotzige Absage ans Ego, Gelassenheit gegen die Konsequenzen. Das große Ding: Das Richtige.

Schwer zu fassen, nie zu halten. Nicht zu erklären, hinter den Dingen und Worten irrlichternd. Man muß einen feinen Sinn trainieren.